Das Kind sitzt ja ganz krumm!
Ja, das ist auch gut so. Denn Babys haben einen runden Rücken. Schließlich waren sie 9 Monate im Bauch der Mutter. Besonders die letzte Zeit wird es dort eng und das Baby muß sich schon ziemlich platzsparend in der Embryonalhaltung einquartieren.
Mit der Geburt ist der Rücken natürlich nicht plötzlich gerade. Auch dann hat er die für Babys typische C-Form.
Sich ausstrecken ist für Neugeborene und junge Babys also weder angenehm noch machbar. Liegt ein junges Baby, zieht es seine Beine und Arme an den Körper (Schön 2007). Wird es hochgehoben, hält es die Beine automatisch und in ganz typischer Weise angewinkelt – in der sogenannten Anhock-Spreiz-Stellung. Berührt etwas die Handinnenflächen, schließen sich die Hände des Babys reflexartig und erstaunlich kräftig (Montagu 1986).
Dies alles macht deutlich: der Mensch ist ein Tragling. Menschenbabys sind darauf ausgelegt, getragen zu werden. Die erwähnte Anhock-Spreiz-Haltung (manchmal auch M-Position oder Froschhaltung genannt) ist durch ganz typische Winkel gekennzeichnet: die Beine sind etwa um 120° angezogen (angehockt) und etwa 30-45° gepreizt. Die über Bauchnabelhöhe angezogenen Beinchen führen automatisch zum runden Rücken.
Nun ist es so, daß sich die Rückenmuskulatur kleiner Babys erst noch entwickelt. Darum ist es wichtig, sie beim Tragen in der physiologischen ASH gut zu unterstützen. Der gesamte Rücken muß bis einschließlich des Kopfes in alle Richtungen fest gehalten sein.
Mit zunehmendem Alter entwickeln sich Muskulatur und Anatomie: mit 3-4 Monaten kann das Baby seinen Kopf heben und die Halswirbel richten sich auf. Mit um die 9 Monate beginnt das Baby zu sitzen. Die Wirbel im Brustbereich nehmen dabei, von den Rückenmuskeln gehalten, ihre “Arbeitsposition” ein. Das letzte untere Stück der Wirbelsäule wird endgültig aktiviert, wenn das Kind mit etwa 1- 1,5 Jahren zu laufen beginnt.
Auch die Hüfte entwickelt sich erst. Die anfangs knorpeligen Strukturen von Becken und Oberschenkelknochen verknöchern im Laufe der ersten 9 Lebensmonate.
Das heißt auch, daß es besonders in diesen ersten 9 Monaten darauf ankommt, das Baby richtig zu tragen. Anders betrachtet: mit zunehmendem Alter wird die ASH weniger kritisch. Babys im Sitzalter können ihre Haltung zu einem großen Teil schon selber kontrollieren. Beschriebene Winkel können also je nach Alter des Kindes und auch je nach Statur des Tragenden varieren (Fettweis 2010). Einzig die Abspreizung sollte einen Winkel von 55 Grad nicht überschreiten (Fettweis 2010).
“Richtig tragen” – was heißt das?
Eine Tragehilfe muß die ASH ermöglichen. Die Beine werden am besten bis in die Kniekehle hinein gehalten. D.h. die Stegbreite der Tragehilfe sollte der Größe des Babys angemessen sein, also von Kniekehle zu Kniekehle reichen. Eine natürliche Rundung des Rückens muß möglich sein, er sollte nicht zu sehr “plattgedrückt” werden. Dabei soll dein Baby eng gehalten werden und nicht locker in der Trage sitzen oder womöglich darin zusammensacken. Sicherer und fester Halt in alle Richtungen ist sowohl für das Baby angenehm als auch für die Trageperson.
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